Zwei Aspekte zum so genannten Grundeinkommensversuch in Finnland:
Jens Berger (Spiegelfechter / Nachdenkseiten):
„Ein echter „Test“ ist dies freilich nicht, da man sich bei der Betrachtung offenbar einzig und allein auf die Bezieher beschränkt. Und um ein „bedinungsloses“ Grundeinkommen geht es hier auch nicht, da es a) nicht bedingungslos ist (die Bezieher müssen erwerbslos sein) und b) mit einer Höhe von 560 Euro zu gering bemessen ist. Dieses Experiment mag zwar soziologisch interessant sein, ist aber für die Frage, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen umsetzbar ist, ziemlich irrelevant. Und das geht weit über den falschen Ansatz hinaus. Ein kleines Beispiel gefällig? In Helsinki kostet ein Kindergartenplatz schon mal 1.300 Euro pro Monat und Kind, der Staat subventioniert diese Kosten jedoch bis auf einen maximalen Eigenanteil von 283 Euro pro Monat und Kind. Nach dem Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens würde diese Subventionierung natürlich wegfallen. Und dann? Die Bezieher eines Grundeinkommens, die keiner bezahlten Tätigkeit nachgehen, könnten sich ohne Subventionen den Kindergarten nicht mehr leisten und wären daher – ein ärgerlicher Nebeneffekt – auch nicht mehr in Vollzeit erwerbsfähig. Solch kritische Erwägungen wollen die Unterstützer eines bedingungslosen Grundeinkommens jedoch nicht wahrnehmen.“
Susanne Bonath (u.a. Junge Welt) auf facebook:
(…) „So kann ich nur an alle BGE-Befürworter plädieren: Ein BGE kann durchaus durch und durch kapitalistischer Natur sein und zu weiterer massiver Verarmung der unteren Klassen beitragen. Ein BGE kann durchaus den Herrschenden die Taschen noch voller machen und die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander drücken. Ich wäre auch für ein BGE! Aber um es in ausreichender Höhe zu finanzieren, muss es zwangsläufig von den Bonzen genommen werden.
Ohne Rekommunalisierung öffentlicher Daseinsfürsorge, ohne strikte Begrenzung von Privatvermögen und hohen Einkommen und damit verbundene Enteignungen, wird ein BGE nach hinten losgehen!“